Liebesbriefe
Der erste Brief nachdem mein Mann gegangen war...
Hey Schatz !
Ich kriege ganz oft die Frage gestellt, wie es mir geht. Und weißt du was? Es gibt tatsächlich (noch) keine passende Antwort für mich, deshalb probiere ich es jetzt mal so:
Wir sind zusammen einen Weg gegangen, und obwohl wir wussten, dass wir dich loslassen müssen, konnten wir es uns nicht mal ansatzweise vorstellen, was das bedeutet. Bis zuletzt war es unwirklich für uns vier. Ich war an deiner Seite, durfte dich beglei- ten, dir den Raum geben und dir die Hand über den Regenbogen reichen.
Die Worte „Ich liebe dich“ haben eine noch tiefere Be- deutung bekommen.
Das Wort „Danke“ reicht nicht aus für das, was ich empfinde, wenn ich an unsere gemeinsame Zeit denke.
Und passende Worte für die Sehnsucht nach deinen Berührungen und deinem Lachen müssen erst noch erfunden werden.
Apropos Lachen: Wir lachen, immer wieder. Sind glücklich, dass wir uns haben.
Tieftraurig, dass du nicht mehr bei uns bist.
Wir schieben zur Seite, wenn es zu sehr weh tut. Wir sind im Bewusstsein, dich bei uns zu haben. Und fühlen uns reich an Liebe und Geborgenheit.
Was meinst du: Ist das eine gute Antwort? Vielleicht ein bisschen lange, wenn mich jemand im Vorüber- gehen fragt?!
Und jetzt lachen wir gemeinsam.
Ich liebe dich so sehr.
Brief an den Tumor...
Wir wussten Bescheid, und es war uns natürlich nicht egal, dass du da bist.
Dennoch wollten wir uns nicht unterkriegen lassen und alle Zeit, die uns noch blieb,
in vollen Zügen ausschöpfen.
Wir waren uns bewusst, welche Kraft du hast.
Wir kannten deine Absicht.
Und wir wussten, wie es ausgehen wird. Du hast uns Leichtigkeit genommen, aber nicht die Freude am Leben.
Du hast ihm Gesundheit genommen, aber nicht die Hoffnung auf Heilung.
Du hast mir Vertrauen genommen,
aber nicht das Urvertrauen in unsere Liebe.
Du hast uns so viel genommen, aber auch so viel gegeben.
Wir hatten Angst und waren gleichzeitig furchtlos. Wir sind davongelaufen und waren füreinander da.
Wir haben verdrängt und den Tatsachen ins Auge gesehen.
Wir waren verzweifelt und haben geliebt.
Wir haben zurückgeschaut und waren erfüllt von Glück.
Wir haben nach vorne gesehen und waren erstarrt vor Kummer.
Lieber Tumor, ich spreche von dir!
Ich bin nicht sauer auf dich. Ich bin nicht wütend auf dich.
Und ich werde auch keine Fragen stellen, warum du, warum er, warum wir –
denn darauf gibt es keine Antworten!
Ich weiß, du bist in guter Absicht gekommen.
Und ich glaube daran, dass all das in einer höheren, ganz anderen Ebene Sinn macht, und es ihm da, wo er jetzt ist, gut geht.
Auch wenn wir ihn so sehr vermissen.